Während in der klassischen Physiotherapie und Rehabilitation der Hund meist passiv ist, können besonders die Hunde mit körperlichen Defiziten durch eine Ergänzung von aktivem Bewegungstraining profitieren. Die richtige Form der Bewegung, Schulung der Koordination, Gewichtsverteilung und Körperwahrnehmung stehen hierbei im Fokus.
Bei Schwachstellen jeglicher Art wird ein Ausgleich via Kompensation durch gesunde Körperstrukturen angestrebt – es kommt zu maladaptiven Bewegungsmustern. Diese führen anschließend aber zu einer Überbelastung in eben jenen gesunden Strukturen, die im weiteren Verlauf ihre eigenen Probleme mit sich bringt. Das Tier befindet sich dann in einem Teufelskreis: Mehr Schmerzen führen zu mehr Kompensation, diese zu mehr fehlerhaften Bewegungsmustern und unphysiologischen Belastungen, bis dann andere Körperregionen in Folge der Überbelastung wieder mehr Schmerzen verursachen. Je nach Dauer der Überbelastung kann es zu Arthrosen, Entzündungen oder anderen Folgeproblemen kommen.
Oft fällt diese Problematik erst dann auf, wenn die kompensierende Gliedmaße so von der Überbeanspruchung mitgenommen ist, dass ein weiterer Ausgleich nicht mehr möglich ist. Allerdings wird oftmals dann nur diese als Auslöser identifiziert - statt dem ursprünglichen Defizit.
An diesem Punkt kann die rein passive Behandlung meist nur noch die Symptome lindern, um die Lebensqualität zu verbessern.
Prähabilitation statt Rehabilitation
Wird frühzeitig mit aktivem Bewegungstraining angesetzt, können die Probleme, die als Konsequenz einer Fehlbelastung entstehen, verhindert oder verbessert werden. Zu diesem Zweck werden richtige Bewegungsmuster und effiziente Nutzung der Muskulatur gelehrt und verstärkt, bis sie zur neuen Norm werden. Muskulatur kann gezielt aufgebaut werden, um Schwachpunkte auszubessern und andere Strukturen gegen Folgeschäden zu wappnen.
Dies kann zu einer Stabilisation der Problematik, oder sogar zu einem Funktionsrückgewinn führen. Bei chronischer Erkrankung kann Verschleiß in anderen Strukturen verlangsamt und vermindert werden.
Einmal richtig erlernt und aufgearbeitet erlaubt das Training eine schnellere Erholung von Verletzungen. Eine schnellere Rückkehr zu physiologischen Bewegungen durch die bewussten Kenntnisse derer Ausführung ist ebenfalls möglich. Durch den Fokus auf richtige Form, und damit einhergehend der verbesserten Koordination und Körperwahrnehmung, ist dieses Training auch altersunabhängig zu empfehlen.
Aktive und Passive Therapie zur optimalen Versorgung
Für eine effiziente Physiotherapie und Rehabilitation sollten aktive und passive Elemente sinnvoll kombiniert werden. Durch dieses Zusammenspiel können sie sich gegenseitig ergänzen und unterstützen.
So wird beispielsweise bei einem verkürzten Gang die Muskulatur passiv durch Massage und pROM gelockert, um eine raumgreiferendere Bewegung zu erlauben. Anschließend wird durch aktives Training der Gang gezielt geschult und der Schritt graduell verlängert.
Idealerweise kann die Funktion insoweit wiederhergestellt oder unterstützt werden, dass sein Übergang zum Fitnesstraining möglich ist. Hierdurch kann dann Muskulatur und Bewegungsabläufe weiter optimiert, sowie eine sinnvolle geistige und körperliche Beschäftigungsmöglichkeit für den Hund gegeben werden.